Onlineberatung für Männer: Interview mit Klaus Schwerma, Bundesforum Männer

Wer ist das Bundesforum Männer und was verbirgt sich hinter dem Männerberatungsnetz? Klaus Schwerma vom Bundesforum Männer gibt Euch dazu Infos!

Transkription:

Ich bin Klaus Schwerma, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesforums Männer. Das Bundesforum Männer ist ein 2010 gegründeter Dachverband von 30 Organisationen, die bundes- oder auch länderweit zu Fragen von Jungen-, Väter- und Männerpolitiken arbeiten. Ziel des Bundesforums Männer ist es dabei, die Perspektive von Männern, Mannsein, Männlichkeit mit in Gleichstellungspolitik hineinzubringen. Gerade auch auf Bundesebene bei der Gestaltung von modernen Gleichstellungspolitiken Männer mit sichtbar zu machen, ihre Bedarfe sichtbar zu machen. Das durchaus nicht in Konkurrenz zu Frauen, sondern in einem dialogischen Prozess. Weil wir denken, dass eine moderne Gleichstellungspolitik immer auch Frauen und Männer mit einbeziehen muss.

Als Dachverband sind wir kein spezifischer Verein, der Gesundheitsfragen bearbeitet. Aber insgesamt können wir sagen, dass wir auch an Fragen dran sind, die Gesundheit betreffen. Beispielsweise die Vereinbarkeitspolitik von Beruf und Privatleben, Familienleben. Das ist für uns ein sehr wichtiges Anliegen, wo wir auch denken, dass dies Männer sehr stark betrifft. Männer sind immer noch sehr stark erwerbsorientiert. Ihre Aufgabe, die Ihnen gesellschaftlich auch zugestanden wird, ist die des Familienernährers. Wir setzen uns dafür ein, dass die Räume größer werden, dass Männer auch stärker in Fürsorgearbeiten tätig werden können. Und versuchen darüber auch, auch die Belastungen von Männern sichtbar zu machen. Ein weiterer Bereich ist das Risikoverhalten von Männern. Wenn man sich beispielsweise die Unfallzahlen anschaut, ist es immer noch so, dass im Verkehrsbereich Männer sehr stark betroffen sind. Sie stellen die größte Gruppe der Verkehrstoten dar. Im Bereich der Arbeitsunfälle ist es so, dass von über 90 Prozent der tödlichen Arbeitsunfälle Männer betroffen sind. Auch da geht es uns darum, insgesamt Männer stärker dafür zu sensibilisieren, weniger Risiken einzugehen, sich bedachter zu verhalten und insgesamt mehr auf die Gesundheit zu achten.

Wir haben 2019 diese Website ins Leben gerufen. Weil wir festgestellt haben, dass es sehr schwer möglich ist, explizite, spezifische Beratung für Männer im Internet zu finden. Die Wege sind immer noch relativ kompliziert. Wir wollen darüber mehr vorhandene Beratungsangebote sichtbar machen. Diese sind in verschiedenen Feldern: Wir haben sie erst einmal unterteilt nach spezifischer Gesundheitsberatung für Männer, aber auch Beratung im Feld von Vereinbarkeit, Beratung für ältere Männer, Beratung für Jungen, Beratung in Krisensituationen, in Familienfragen. Also die meisten Fragen, die auch von anderen Beratungsfeldern abgedeckt werden. Aber eben dort wollen wir schauen, wo gibt es eigentlich spezifische Beratung für Männer? Oder wo gibt es Beratungsangebote, die sich auch an Männer richten?

Gerade in Feldern, wo es auch um Gesundheitsfragen geht, wo es um Fragen geht wie Krisenintervention: Dort gibt es viele allgemeine Angebote. Aber der Blick auf Männer speziell könnte dort nochmal sehr viel besser sein. Wir möchten mit dieser Website auch dazu anregen, dass zu einen mehr spezifische Angebote entstehen. Dass diese schneller gefunden werden von Männern, die suchen. Aber auch, dass in den allgemeinen Angeboten sich der professionelle Blick auf Mannsein, auf Männner, auf Männlichkeit, richtet. Wir gehen davon aus, dass in vielen Beratungsangeboten die Personen, die die Beratung anbieten, eher aus einem Alltagsverständnis heraus agieren, was Männlichkeit anbelangt. Weil es noch gar nicht so viele berufsqualifizierende Weiterbildungen für Mannsein und Männlichkeit in den unterschiedlichen Situationen gibt. Das heißt also, die Beratenden selber sind oftmals damit auch ein Stück alleingelassen. Weil in dem, was wir unter Geschlechterpolitik und geschlechtersensiblen Beratungsangeboten verstehen, oftmals immer noch Frauenperspektiven verstanden werden. Und das wollen wir einfach stärker ausweiten.

Ich würde erst einmal denken: Reden, reden, reden, reden! Mit den Kollegen, Kolleginnen. Mit dem Partner, der Partnerin. Mit Freunden und Bekannten. Durchaus auch reden aus einer Ich-Perspektive: Wie geht es mir eigentlich? Und darüber sprechen. Und sich Hilfe holen. Ein anderer Tipp könnte auch sein, fünf Minuten am Tag sich einfach mal eine Auszeit zu nehmen. Und zu schweigen. Und dieses Schweigen auf sich selber wirken zu lassen, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen.